Ulm News, 23.04.2010 15:03
Peter Zwey von Oper "Salome" nicht begeistert
Gestern feierte die Oper Salome von Richard Strauß mit dem Text von Oscar Wilde Premiere in Ulm. "Wie grauenhaft, Salome als missbrauchtes Kind. Als Girlie, das auf der Bühne herumhopste, statt dass sie tanzte.", urteilt Peter Zwey.
Man musste die Augen schließen, nicht erst in der kindischen Sexszene mit Opa Herodes, um wenigstens an der Musik noch einen Gewinn zu suchen.
Am Schluss spielte die niedliche Salome mit dem abgeschlagenen Kopf des Propheten wie mit einer Kinder-Puppe. Ästhetisch besonders abgeschmackt der Wohnzimmer-Designtrash einer kaputten Familie Herodes. Dieser im Smoking. Herodias, Gattin des Herodes, im Abendkleid, die Püppi aber im Look heutiger Teenager. Das geht sich nicht aus, sagen die Österreicher dazu, der Wink mit dem Zaunpfahl zur Aktualität der Kinderschänderei, ist bloß peinlich und lächerlich.
Die Sänger aber waren das Beste.
Als Darsteller standen sie meistens nur herum, bis auf eine artistische Einlage des Treppensturzes Jochanaans. Das stumme Zu-und Bei- Spiel der Soldaten, der Juden und der Herodias wirkte wie die Verlegenheitsgeste eines Redners, der sich andauernd am Kinn kratzt. Nein, die Darstellungskräfte der Sänger entsprachen keiner Enormität. Doch die Stimmen wirkten wohlklingend und treffsicher.
Hans Günther Dotzauer als Herodes herrscherlich und stimmgwaltig und als sein Mut dann sinkt und er sein Sexualopfer verfluchte, das zum Lohn ihrer Dienste den Kopf des Propheten forderte, wirkte ungeheuer sicher, gesanglich beinah bodenständig. Freilich, die perverse Handlung, die Regisseur Kaiser ihm zumutete, war schwer zu singen.Schön und großartig auch einige andere Stimmen, die ich hier nicht alle aufzählen will. Die Kostüme und auch die Requisite schrecklich modern und abgenudelt.
Man möchte in dem barbarischen Stoff einer Hinrichtung aus sexuellem Motiv, das nicht von heute sein kann, keine gegenwärtigen Geschmacksverirrungen wieder erkennen. Der Stoff ist ein archaischer, vorchristlicher, die Christenheit erwacht soeben, sie kommt aus der Wüste. Der Mond ist das Gestirn, das im Dialog immer wieder Deutungen erfährt. Wie auch der Wind, vor dem sich Herodes fürchtet. Völlig absurd deshalb, dass wir statt des Mondes die Erdkugel sehen, die über dem Wohnzimmer schwebt. Die Lust des Generalmusikdirektors James Allen Gähres, drauf zu hauen und das Orchester schmettern und triumphieren zu lassen, wo es nur geht, klang typisch amerikanisch. Er nahm die Straußsche Dramatik wie die Kulturkapelle in Bad- Wörishofen, wenn sie einen flotten Marsch mal richtig scheppern lässt. Nur die leiseren, durchsichtigen Passagen der Stalome- Musik waren schön, sinnlich und süß im Klang.
Das Ganze eine Provinzposse, auf hohler, klassischer Hurra- Musik basierend. Das Ulmer Publkum aber gab sich wie begeistert und übertrieb es dann doch nicht ganz so sehr mit dem Applaus.
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30. April 2010 von JenzK