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Ulm News, 26.11.2024 10:26

26. November 2024 von Thomas Kießling
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Fliegerbomde legt halb Ulm lahm - Bombenentschärfer machen drei Rohrzangen kaputt


Die Entschärfung eines Blindgängers in der Nacht zum Dienstag in der Ulmer Innenstadt war so aufwändig, wie es die Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes befürchtet hatten. Nach der erfolgreichen Entschärfung gegen 0.45 Uhr waren drei große Rohrzangen kaputt. Aber knapp 3.000 Anwohner durften wieder in ihre Wohnungen zurück.

Auf der Müller-Baustelle an der SWU-Kreuzung war gestern Nachmittag nichts mehr wie gewöhnlich. Grund: gegen 14.45 Uhr wurde am Montagnachmittag die amerikanische Fliegerbombe bei den Tiefbauarbeiten an der Kreuzung Neutorstraße/Karlstraße gefunden. Die sofort verständigten Bombenentschärfer machten sich aus Stuttgart auf den Weg und schon die erste Einschätzung lies nicht viel Hoffnung auf eine schnelle Entschärfung aufkommen.

Die Bombe, die seit rund 80 Jahren in rund sieben Metern Tiefe unter dem Fundament des jetzt abgerissenen Wohnhauses schlummerte, war beschädigt. Eine sofortige Entschärfung war notwendig und auch eine Sprengung der Bombe war eine Option, falls sie sich nicht vor Ort entschärfen lässt. Aufgrund der Größe der Bombe wurde auf einen Sperrradius von 300 Metern entschieden und schnell begannen die Vorbereitungen dafür. Laut Einwohnermeldeamt sind in diesem Bereich rund 2.800 Bewohner gemeldet. Polizisten aus dem gesamten Polizeipräsidium Ulm und aus den Nachbarpräsidien wurden nach Ulm gerufen, unterstützt wurden sie von Beamten des Polizeipräsidium Einsatz aus Göppingen und zahlreichen Polizisten der Bundespolizei sowie einem Polizeihubschrauber.

Insgesamt war übe 100 Polizisten im Einsatz, um den Sperrbereich abzusperren und innerhalb der Sperrzone die zahlreichen Wohnungen zu kontrollieren, dass niemand mehr zuhause ist.

Selbst Besucher auf dem Weihnachtsmarkt erhielten aufs Handy einen Warn-Alarm - Fliegerbombe in Ulm, Gefahren Situation in der Ulmre Innenstadt. Zur Räumung des Marktes kam es hingegen nicht - es gab auch keine Durchsagen - alles blieb ruhig und besonnen.

Rund 150 ehrenamtliche Helfer von DRK, ASB und THW aus der Stadt Ulm und dem Alb-Donau-Kreis wurden alarmiert, um die Turnhallen am Kepler-Gymnasium als Notunterkünfte herzurichten. Die Katastrophenschutzeinheiten bauten Tische, Stühle und Betten auf, damit sich die Evakuierten ausruhen konnten.

Für Familien mit Babys wurden Windeln und Babynahrung bereitgestellt und auch die Kinder und Erwachsenen wurden verpflegt. Natfallseelsorger suchten das Gespräch mit den Evakuierten, um die psychische Belastung zu minimieren. Mehrere Krankentransportwagen waren unterwegs, um bettlägerige Bewohner der Evakuierungszone vorübergehend in Krankenhäusern und Pflegeheimen unterzubringen.

Auch die Turnhalle der Ulrich-von-Ensingen-Realschule wurde als Übernachtung-Reserve bereitgehalten. Gegen 20 Uhr wurden die Warn-Apps wie NINA und auch eine Warnmeldung über Cell-Broadcast ausgelöst, damit alle Menschen, die im Sperrbereich waren, über die beginnende Evakuierung informiert wurden.

Zusätzlich fuhren Lautsprecherwagen von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk mehrfach durch alle Straßen, um die Bewohner aufzufordern, das Gebiet zu verlassen. Auch der Bahnverkehr auf der alten und der neuen Strecke Ulm-Stuttgart sowie nach Aalen musste eingestellt werden, da alle drei Strecken durch den Evakuierungsbereich führen. Alleine auf der Ludwig-Erhard-Brücke standen rund zwei Dutzend Streifenwagen, die zahlreiche Polizisten brachten, die von Haustür zu Haustür gehen mussten und jede Wohnung überprüften, ob sie wirklich leer ist.

Wenige Minuten nach Mitternacht konnte dann die Bombenentschärfung beginnen. Der Bombentyp hat an beiden Enden Aufschlagzünder, der hintere Zünder fehlte. Offenbar hatte er ausgelöst, war aber nicht weit genug in die Bombe hineingeschraubt, daher brannte nur ein Teil des Sprengstoffs ab. Wie befürchtet, saß der Aufschlagzünder an der Spitze der Bombe sehr fest in seinem Gewinde.

Rund 40 Minuten benötigte der Bombenentschärfer für seine Arbeit. Beim Versuch, den Zünder herauszudrehen, zerbrachen insgesamt drei Rohrzangen. Gelöst werden konnte der Zünder schließlich nur durch das Zerstören des Gewindes.

Um 0.48 Uhr war die Bombe entschärft und es setzte Regen ein, zuvor war das Wetter mit 10° Celsius ungewöhnlich mild. In einem kurzen Gespräch nach der Entschärfung berichtete der Bombenentschärfer, dass die Ulmer Bombe mit 40 Minuten reiner Entschärfungszeit seine bisher langwierigste Entschärfung war. Normalerweise benötigt er zwei bis drei Minuten, ein gut laufendes Gewinde ermöglicht es manchmal, eine Fliegerbombe binnen Sekunden zu entschärfen. Rainer Türke, der Leiter der Bürgerdienste der Stadt Ulm, zeigte sich dann gegen halb zwei Uhr morgens hochzufrieden mit dem Ablauf und auch, wie problemlos die Bewohner die Evakuierung über sich ergehen ließen.

Das bestätigte auch der Anwohner Guiseppe Capasso, der nach der Arbeit daheim ein paar Sachen zusammenpackte und dann gemeinsam mit seiner Partnerin mit dem Auto aus dem Sperrgebiet herausfuhr. Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem indischen Restaurant verbrachten sie noch etwas Zeit in der Kepler-Halle, um dann als eine der ersten wieder daheim zu sein und erschöpft in das Bett zu sinken. Währenddessen mussten die ehrenamtlichen Helfer von DRK und ASB ihr Material in der Halle wieder zusammenpacken und mit Lastwagen zurück an die Lagerorte bringen, der Einsatz konnte erst am Morgen beendet werden.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Baden-Württemberg macht jährlich zwischen 800 und 1 000 Sprengsätze unschädlich, wobei es nur wenige Fliegerbomben dieser Größe sind. In der Klasse der Bomben ab 50 Kilogramm Sprengstoff war das Ulmer Exemplar die Nummer 13. 

Die entschärfte Fliegerbombe in Ulm war ein echter Kawenzmann: 250 Kilogramm schwer.

Text/Fotos: Thomas Heckmann



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