Ulm News, 18.08.2020 09:00
Tanz im Roxy: Choreografisches Versagen in 249 Fällen
Die Premiere des Choreolabs 2020 findet am Freitag, 21. August, im Roxy in Ulm statt. Vier internationale Choreografen haben dafür mit vier internationalen Tänzern vier neue Tanzstücke - passend zum Berblinger-Jahr über choreografisches Scheitern und Versagen - kreiert und in letzten Wochen unter erschwerten Bedingungen im Roxy einstudiert. Die drei Aufführungen sind von 21. bis 23. August, jeweils ab 19 Uhr in der großen Werkhalle.
Man lebt in einer Gesellschaft, die fortwährend den Erfolgsucht und belohnt. Dabei steht Triumph oft am Ende einer endlosen Reihe von Misserfolgen. Doch der Misserfolg gilt als Makel und wird nur hinter vorgehaltener Hand thematisiert. Diese Tilgung des Misserfolgs aus unserem Alltag übt einen enormen Druck auf uns alle aus, uns selbst immer nur im besten Licht zu präsentieren. In 249 Choreographic Failures (übersetzt etwa: 249 choreo- grafische Misserfolge) werden internationale Künstlerinnen und Künstler ganz bewusst Misserfolge identifizieren, beschreiben, schaffen, teilen und aufführen – in Form choreografierter Bewegung und Tanz.
ChoreoLab - Made in Ulm ist eine „Artist in Residence“-Programm, das aufstrebende junge Choreografen und Tänzer aus der ganzen Welt nach Ulm einlädt, um ein Stück zu kreieren und aufzuführen, das vom kulturgeschichtlichen Hintergrund Ulms inspiriert ist. Das ChoreoLab findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Passend zum Ulmer Berblinger- Jahr steht dieses Mal das Scheitern und der Mißerfolg im Mittelpunkt der tänzerischen und künstlerischen Auseinandersetzung. Auf die internationale Ausschreibung für das ChoreoLab im ROXY gingen 45 unterschiedliche Bewerbungen aus 24 Ländern ein. Die Tänzer und Choreografen reichten dabei einen 60 Sekunden langen Tanzfilm ein, der ein „choreografisches Scheitern“ dokumentierte. Eine Jury mit Karla Nieraad (Leiterin Stadthaus), Reiner Feistel (Ballettdirektor des Theaters Ulm), Tommi Brem (freier Künstler und Bühnenbildner) und Michael Mutschler (ROXY Ulm) wählte aus allen Einsendungen zunächst zehn Finalisten und schließlich drei Gewinner aus. Die drei ausgewählten Choreografen sind Aina Lanas (Spanien), Pablo Girolami (Italien) und Axel Loubette (Frankreich). Sie haben in einer intensiven Probenphase im Juli und August im ROXY mit dem in Ulm bestens bekannten Ulmer Pablo Sansalvador (Theater Ulm, Moving Rhizomes) zusammengearbeitet und jeweils ein 15-minütiges Werk für den „249 Choreo- graphic Failures“-Tanzabend geschaffen.Seit Mitte Juli 2020 wurde im Roxy Labor und in der Werkhalle unter Einhaltung der Corona-Bestimmungen geprobt. Um den Diskurs zwischen den ChoreoLab-Machern und den Zuschauern anzuregen, wurden wie im letzten Jahr erneut öffentliche Proben angeboten, bei denen jeweils einer der Choreographen Einblicke in seine Arbeit gewährte und sich mit dem Publikum austauschte.
Abstand möglich: Aufführungen in Roxy-Werkhalle verlegt
Aufgrund der geltenden Corona-Bestimmungen wurden die ChoreoLab-Aufführungen vom kleinen Labor in die große Roxy-Werkhalle verlegt. Von der Bühne bis zum Publikum werden sechs Meter Abstand eingehalten. Zudem wird nur eine stark reduzierte Anzahl von Tickets verkauft, um die Abstandsregelungen zwischen den einzelnen Sitzen und Sitzreihen sicherstellen zu können. Besucherinnen und Besucher sind angehalten, eine Mund- und Nasenbedeckung auf dem Weg zum Sitzplatz und vom Sitzplatz heraus zu tragen. Während der Vorstellung darf der Mund-Nasen-Schutz abgenommen werden.
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