Ulm News, 11.02.2022 16:50
Dies academicus: Hybrider Festakt mit neuem Ehrendoktor und Preisregen
Beschreibung: Universitätspräsident Prof. Michael Weber hat Prof. Hansjörg Dittus die Ehrendoktorwürde der Fakultät für Naturwissenschaften verliehen.
Fotograf: Eberhardt/Uni Ulm
Die Universität Ulm hat am Freitag ihren "Dies academicus" gefeiert. Beim Festakt im neuen Trainingshospital „ToTrainU“ wurde dem Physiker und ehemaligen DLR-Vorstand Professor Hansjörg Dittus die Ehrendoktorwürde verliehen. Außerdem erhielten Uni-Angehörige und ihre Kooperationspartner insgesamt sieben Preise für exzellente Leistungen in Forschung und Lehre sowie für herausragendes studentisches Engagement.
Mit einer Hybridveranstaltung hat die Universität Ulm ihren traditionellen Dies academicus begangen. Der Festakt vor pandemiebedingt kleinem Publikum wurde erstmals im Livestream übertragen. Aber nicht nur das Veranstaltungskonzept war neu: Universitätspräsident Professor Michael Weber begrüßte die Gäste im Trainingshospital ToTrainU (TTU), das erst Anfang des Wintersemesters eingeweiht worden war. Das Lehrgebäude umfasst verschiedene Simulationsräume, in denen Medizinstudierende Untersuchungs- und Behandlungsmethoden einüben – von der Hausarztpraxis bis zum OP-Bereich. Dazu kommen unter anderem Labore und der mit 450 Plätzen größte Uni-Hörsaal, in dem der Dies academicus stattfand.
Neben solchen Neuerungen in der Lehre berichtete Präsident Weber über zahlreiche Erfolge im Bereich Forschung – darunter die Einwerbung eines neuen Sonderforschungsbereichs zur Alterung und die Verlängerung des DFG-Schwerpunktprogramms zur Genschere CRISPR-Cas. Fünf Forschende der Universität Ulm gehören laut einer Analyse von „Web of Science“ zu den weltweit meistzitierten Köpfen ihres Fachgebiets; die Drittmitteleinnahmen lagen 2021 erneut weit über 100 Millionen Euro. „Die Universität Ulm ist für die Herausforderungen der nächsten Jahre exzellent aufgestellt. Der Struktur- und Entwicklungsplan für die Jahre 2022 bis 2026 ist finalisiert. Unser Leitmotiv lautet: ,Crossing borders‘, Grenzen überwinden – und zwar in der Forschung, zwischen den Disziplinen, aber auch zum Beispiel zwischen Universität und Gesellschaft“, erläuterte Professor Michael Weber, der im Herbst seine zweite Amtszeit als Universitätspräsident angetreten hat.
Ehrendoktorwürde für Physikprofessor Hansjörg Dittus
Höhepunkt des Festakts war die Verleihung einer Ehrendoktorwürde an Professor Hansjörg Dittus, bis vor kurzem Vorstandsmitglied des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Wissenschaftler an der Universität Bremen erhielt den Dr. h.c. der Fakultät für Naturwissenschaften aufgrund seiner hervorragenden Leistungen zwischen Gravitationsforschung und Quantenphysik. Unter der Projektleitung von Professor Dittus wurde am Bremer „Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation“ (ZARM) ein 146 Meter hoher Fallturm errichtet: Hier ist das erste Bose-Einstein-Kondensat in Schwerelosigkeit erzeugt worden.
„Professor Hansjörg Dittus hat mehrere gemeinsame Projekte mit meiner Gruppe angestoßen: Unter Mitwirkung der Universität Ulm entstand so das erste Bose-Einstein-Kondensat im Weltraum. Auch die Ulmer Beteiligung an Experimenten im ,Cold Atom Laboratory‘ auf der internationalen Raumstation geht auf die Verbindung zu Professor Dittus zurück“, erläuterte Professor Wolfgang Schleich, Leiter des Ulmer Instituts für Quantenphysik, der Hansjörg Dittus für die Ehrendoktorwürde vorgeschlagen hatte. Diese gemeinsamen Forschungsvorhaben ebneten letztlich den Weg für das neue DLR-Institut für Quantentechnologien in der Ulmer Wissenschaftsstadt. Laudator beim Dies academicus war ein weiterer Kooperationspartner der beiden Physiker, Professor Ernst Rasel, Leiter des Instituts für Quantenoptik der Universität Hannover. Im Zuge der feierlichen Ehrenpromotion hielt Professor Joachim Ankerhold, Vizepräsident für Forschung der Universität Ulm und selbst Physiker, einen Vortrag über Quantentechnologie.
Preise für exzellente Forschung, Lehre und studentisches Engagement
Die Preisverleihungen beim Dies academicus wurden von Dana Hoffmann moderiert. In kurzen Interviews befragte sie die Geehrten zu ihren ausgezeichneten Projekten.
• Dieses Mal wurden zwei Kooperationspreise Wissenschaft-Wirtschaft 2021 verliehen, dotiert mit jeweils 4000 Euro. Die erste Auszeichnung ging an Forschende der Abteilung Human Factors (Institut für Psychologie und Pädagogik) um Professor Martin Baumann und an die Adlatus Robotics GmbH in Ulm. Gemeinsam erforschen und entwickeln sie Interaktionsstrategien zwischen Menschen und Robotern. Im Zentrum der Kooperation stehen Service- und Assistenzroboter, die künftig Aufgaben wie Reinigung und Transport im öffentlichen Raum übernehmen und dabei auch mit Unbeteiligten in Kontakt treten werden. Abteilungsleiter Professor Martin Baumann, Dr. Johannes Kraus und Franziska Babel erforschen solche Nutzungsszenarien auf Grundlage von psychologischen Theorien und übersetzen diese in Designempfehlungen für die Adlatus Robotics GmbH, beim Dies academicus vertreten von Dr. Siegfried Hochdorfer. Gemeinsam haben die Partner wissenschaftlich publiziert; auf einem innerstädtischen Testfeld in Ulm werden die Roboter künftig erprobt.
Den zweiten Kooperationspreis Wissenschaft-Wirtschaft erhielten Professor Jan Beyersmann, Leiter des Instituts für Statistik, und die Firma Hoffmann-La Roche Ltd. aus Basel, vertreten durch Dr. Kaspar Rufibach. Die Partner entwickeln biostatistische Methoden zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit medizinischer Interventionsstudien. Herzstück der Forschungskooperation ist ihre B
eteiligung am Projekt SAVVY, das zählprozessbasierte Verfahren zur Bewertung unerwünschter Ereignisse in der Therapieforschung vorantreibt. Die Diskussion um neuartige COVID-Impfstoffe und mögliche Nebenwirkungen untermauert die Relevanz der Forschungskooperation. Daher sind die publizierte statistische Methodologie sowie Software frei verfügbar und nicht durch Patente geschützt. Neben Veröffentlichungen in internationalen Fachjournalen hat SAVVY bereits Eingang in Lehrbücher gefunden.
• Mit dem Lehrpreis 2021 der Universität Ulm über 4000 Euro wurde Dr. Alexander Rieber von der Studienkommission Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Rieber hat den Projektkurs „Data Science & Business Analytics“ für den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften konzipiert. Im zweisemestrigen Pflichtkurs wenden Studierende theoretische Kenntnisse aus Mathematik und Informatik auf wirtschaftswissenschaftliche Fragestellungen an. Anspruchsvolle theoretische Grundlagen werden oftmals in Videos vermittelt, in der Lehrveranstaltung anhand von Fallstudien besprochen und in Projekten angewandt: Um die Auswirkungen von Angebot und Nachfrage auf die Preissetzung nachzuvollziehen, analysierten Studierende zum Beispiel eine Million Fahrten der Anbieter Uber und Lyft in Chicago.
• Die Hochschulgruppe Mental Health hat sich inmitten der Corona-Pandemie formiert, um psychische Erkrankungen ins Bewusstsein zu rücken und mentale Gesundheit zu fördern. Inzwischen ist aus dem „Fachschaftsprojekt“ von Medizinstudierenden eine fakultätsübergreifende Hochschulgruppe geworden. Bisherige niedrigschwellige Angebote reichen von Informationsveranstaltungen zur Gesundheitsförderung über Gesprächsrunden bis zu ganzen „Mental Health Weeks“. Beim Dies academicus wurde die Hochschulgruppe mit dem Ulmer Universitätssonderpreis für herausragendes studentisches Engagement 2021 über 500 Euro ausgezeichnet.
• Zwei Dissertationspreise Urologie Dr. A. Schiebel à 1500 Euro: Für ihre hervorragende Doktorarbeit wurde Dr. Sabine Eberhart von der Universitätsmedizin Mannheim ausgezeichnet. In ihrer experimentellen Arbeit charakterisiert die Preisträgerin die Rolle der Telomerase und ihren Einfluss auf den Replikationsstress bei der Entstehung von Harnblasentumoren. Sabine Eberhart trägt so zu einem besseren Verständnis der Krebsentstehung und möglicher Therapieansätze bei. Der zweite Dissertationspreis ging an Felix Riedel von der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Ulm. In seiner Doktorarbeit untersucht Riedel die Sequenz der medikamentösen Systemtherapie bei einem metastasierten Urothelkarzinom. Seine Ergebnisse untermauern erstmals den effektiven Einsatz des Chemotherapeutikums Vinflunin nach einer Vorbehandlung mit einer so genannten Checkpoint-Inhibitor-Therapie.
• Nachhaltige Energiespeicherung, neue Mobilitätsformen und Klimaschutz: Die Forschung von Juniorprofessorin Andrea Pannwitz betrifft gleich mehrere umweltpolitische Herausforderungen. Für ihre wissenschaftliche Leistung erhält sie den ExzellenziaUlm - Forschungspreis für exzellente Nachwuchswissenschaftlerinnen der Universität Ulm 2021 und 5000 Euro. Unterstützt von der Vector-Stiftung hat Andrea Pannwitz eine Nachwuchsgruppe zur Brennstofferzeugung aus So
l arenergie aufgebaut. Als Juniorprofessorin am Institut für Anorganische Chemie I bereichert sie den Transregio-
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